Karfunkel
“…. Die CD zeigt einmal mehr, welches riesige Potential in „Varius Coloribus Experience“ steckt, die mit ihrem Werk ein Denkmal für gute, auf alten Instrumenten gespielte Musik gesetzt haben…”
“….Mit „Manehf“ reist man quer durch die Geschichte in archaische Kulturen, die die Klänge der Band fest in der Jetztzeit verankern. Klasse Album, muß man haben….”
Dr. Barbara Stühlmeyer
„… Hätte nicht „Varius Coloribus“ gespielt, wären wir gar nicht auf die Idee gekommen, das Gelände zu betreten…“
Jürgen Hönicke
… Musikalisch waren in Wolkenstein wirkliche Titanen der Mittelaltermusik unterwegs: „Varius Coloribus“…
Jürgen Hönicke
„… Mittelaltermusik ganz andere Art boten die fünf Mannen von „Varius Coloribus“. Seit 1995 sind die „Könige der letzten Tage“ gemeinsam unterwegs. Erstaunlich vollendet beherrschen sie ein umfangreiches Instrumentarium…“
Heinrich Baumann
„… Trotz weniger Besucher am Sonntag spielten sie einfach göttlich. Wir hatten die Musikanten schon eine Woche zuvor in Görlitz erlebt, das Programm in Mylau war anders und natürlich genial…“
Jürgen Hönicke
Berlin, Kreuzberg ist der Ausgangshafen der fünf Spielmänner von Varius Coloribus Experience. Für ihr aktuelles Album „555“ haben sie acht traditionelle Melodien und Tänze, zwei Eigenkompositionen von Nilz Sackwahn (Pfeifensäcke, Schalmeien, Chalumeau, Hirtenflöten, Mundharmonika, Perkussion) und ein Stück des Berliner Jazzmusikers Lenz Huber aufgenommen. Neben Sackwahn bläst neu auch Don Kailypso die Pfeifensäcke und der Zürcher Lenz-A-Lot spielt von Bass-Gambe, Kontrabass und E-Bass bis Trumscheit und Akkordeon; weiter dabei sind Renaldo (Schlüsselfiedel, E-Gitarre, E-Bass) und Abul Kabul mit seinen Schlagwerken.
Der Dudelsack, Schalmeien, Schlagzeug und Streicher dominieren das dramatisch orchestrale „Osten“, das Huber ursprünglich für Bass, Gitarre, Saxophon und Schlagzeug geschrieben hat. Rockige Rhythmen, schallende Windinstrumente und dramatische Streicher ziehen sich durch die ganze CD hindurch, egal ob experimenteller Jazzrock, traditioneller Tanz oder Eigenkomposition. Der rasante makedonische Tanz „Kama Sutra“ überzeugt mit tollem Perkussionsrhythmus im typischen 11/8 Takt und tollem Spiel auf der Sackpfeife. „Siebenschläfer“ ist ein langsames Stück aus Bulgarien im rockigen 7/8 Takt und „Litauer“ ein Tanz aus Lettland im schleppenden Rhythmus von den zwei Sackpfeifen und der Mundharmonika frenetisch vertont. Bei „Harneu“, einer schwedischen Melodie, besticht Renaldo mit virtuosem Spiel an der Schlüsselfiedel (auch Nyckelharpa), Dudelsack, Maultrommel und Bass-Gambe begleiten das aus Schweden stammende Instrument. Mit Sackwahns „Rochade“ endet das Album nach einer Spieldauer von fast 60 Minuten mit klassisch-mittelalterlicher Rockmusik.
Das neue Album der fünf Spielleute besticht mit hervorragenden Arrangements und virtuoser Musikalität. Die traditionellen Stücke werden dabei stark verändert und mit authentischer Instrumentierung zu einer vielfarbigen akustischen Erfahrung vertont.
Folkworld/www.folkworld.de
METALLMESSAGE INTERVIEW MODERNE KLANGALCHIMIE
Aus dem bunten Berliner Viertel Kreuzberg stammen diese fünf ausdrucksfreudigen Zeitgenossen. Seine wichtigsten musikalischen Einflüsse bezieht der kecke Spielmanns-Trupp laut eigenem Selbstverständnis aus den stilistischen Bereichen Ethno, Dolk, Jazz, Worldmusic, Rock, Experimental und Medieval.
Heraus kommt eine vielfältige und interessante Mischung, wie man sie selten hört. Umgesetzt wird die variantenreiche Melange aus alten und neuen Klängen von dem findigen Quintetts auf Sackpfeifen, Nyckelharpa und Trommeln. Und die beteiligten Künstler Sackwahn, Abul Kabul, Renaldo Renaldini, Don Kailypso und Lenz-A-Lot könnten dabei eigenständiger und individueller wohl nicht vorgehen.
Ihre aktuelle Albumveröffentlichung wurde in schlitzohriger Manier „555“ betitelt und auch sonst scheint der Vierer sich nicht viel um Genre-Konventionen zu scheren.
Für Sackpfeifen- und Schalmeien-Spieler Sackwahn, welcher bei Varius Coloribus Experience auch als Perkussionist wirkt, ist das Musikmachen an sich ein elementarer Bestandteil seines Daseins:
„Für mich bedeutet es in einer Sprache zu kommunizieren, die mehr ausdrücken kann als Worte. Darum empfinde ich Texte in der Musik als eher ablenkend, manchmal sogar als überflüssig, ich erachte die Stimme an sich aber als ein einzigartiges Instrument. Ich denke, Musik kann und sollte heilend sein für Macher und Hörer.“
Und wie mir Schlagwerker und Hackbrett-Spielmann Abul danach erzählt, drücken Varius Coloribus Experience Teile des Lebens der Beteiligten und ihrer Gefühle mit der Musik aus. „Am kreativen Leben hält uns natürlich, dass wir es aufgrund unserer Kompositionen schaffen so viele Menschen zu erreichen. Je weiter man kommt, desto größer ist der Schaffensprozess und umso leichter fällt es, eigene emotionale Ebenen in Musik umzusetzen. Dies macht uns zufrieden und füllt uns aus.“
Laut Aussage von Sackpfeifer und Vokalist Don Kailypso hat es gar etwas Magisches, andere Menschen mit eigener Musik zu faszinieren beziehungsweise die Zuhörer durch die Klangbilder von Varius Coloribus Experience mit auf eine oder besser gesagt mit auf die Reise der Gruppe zu nehmen.
Im Weiteren behandelte das Gespräch die Thematik, wie der Haufen eigentlich auf den stilistischen Terminus „Ancient Power Worldmusic“ kam. „Auf der erfolglosen Suche bei Myspace die passende Kombination für ein Genre zu finden, entschied ich mich ganz einfach dafür, ein eigenes zu wählen, um Missverständnisse zu vermeiden“, lässt Sackwahn kurzerhand pfiffig vor mir verlauten.
Wir gingen zum eigentlichen Erstellungs-Prozess der aktuellen Veröffentlichung „555“ über. Don Kailypso übermittelt mir gerne dazu Nennenswertes:
„Wir hatten bereits im Herbst 2008 damit begonnen einige Stücke im Studio einzuspielen, dies kam dann leider zum Erliegen. Im Januar 2009 kam unser Bassist Lenz dazu und wir haben begonnen unsere ganzen Stücke um zu arrangieren und mit dem Sound der Viola de Gamba zu versehen. Durch Lenz kam auch der Kontakt zu einem anderen Studio zustande, in dem wir dann von Dezember 2009 bis März 2010 unsere CD ‚555’ einspielten und bearbeiteten. Bereits eingespielte Stücke haben es leider nicht mehr auf diese Veröffentlichung geschafft, da der Sound der beiden Studios doch sehr auseinander ging.“
Und Sackwahn, der Kerl mit der großen Puste, weiß hierzu zu ergänzen:
„Da wir keinen so genannten „Band-leader“ haben, sondern jeder von uns einen Aufgabenbereich abdeckt, der ihm am meisten liegt und zusagt, übernahm unser ‚Neuer’ an der Bass-Gambe, Lenz-A-Lot, zu unserer Entlastung die Hauptarbeit an der Produktion im Allgemeinen.“
Ich erkundige mich anschließend danach, ob das aktuelle Liedmaterial für „555“ für den Kreuzberger Haufen schwer zu kreieren war. Sackwahn resümiert:
„Nein. Aber manchmal waren die Ideen ziemlich schwer umzusetzen. Selbst wenn man nur für das eigene Instrument eine Melodie oder eine zweite Stimme schreibt, stößt man manchmal an seine grenzen bei der Umsetzung; was natürlich auch einen gewissen Reiz hat, um seinen Horizont dahingehend zu erweitern.“
Und der Sackpfeifen- und Schalmeien-Spieler offenbart weiter: „ Wenn ich die neuen und neueren Varius Coloribus Experience-Kompositionen innerlich vor mir her ,singe‘, so schmücke ich sie mit weitaus mehr Phrasierungen, Umspielungen, zweiten Stimmen, Rhythmen und Läufen aus, als ich selber in der Lage wäre zu spielen oder es Sinn ergeben würde, diese anzuwenden. Ich werde aber nie vergessen , welche Gefühle mich im Moment des Komponierens an sich bewegt haben.“
Der Dialog ging sogleich zur aktuellen Besetzung der Gruppe beziehungsweise deren Stabilität und Harmonie im Miteinander über. „Stabil? Gemessen an wem oder was? Bislang würde ich sagen: Ja! Was die Zukunft bringt, steht in den Sternen. Harmonisch? Es wäre glaube ich ziemlich langweilig, wenn immer alles harmonisch wäre. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich! Disharmonien sorgen ja auch in der Musik für Spannung, und solange diese auch wieder aufgelöst werden, empfindet man es nicht mehr als störend, sondern als bereichernd“, platzt es aus Sackwahn heraus.
Die eingeschlagene stilistische Richtung werden Varius Coloribus Experience auf jeden Fall beibehalten, so Don Kailypso. „Unser Stil ist schon einmalig in dieser Szene. Wir werden auf jeden Fall so weiter machen. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht auch weiter nach vorne entwickeln oder ganz andere Stilrichtungen in unseren Sound mit einfließen lassen.“
© Markus Eck, 28.04.2011 / www.metallmessage.de